Eine der wichtigsten Kommunikationsfähigkeiten ist das Zuhören. Eine positive Beziehung zu unseren Kindern bzw. Teenagern kann nur entstehen, wenn wir Eltern in der Lage sind, richtig zuzuhören. Und das ist gar nicht so einfach, wie es im ersten Augenblick erscheint.
Streit mit Kind: Gespräche enden immer im Streit
Wenn du schon etwas ältere Kinder hast, hast du sicher schon festgestellt, dass die Kommunikation zwischen euch manchmal richtig schwierig ist. Es kommt während eines Gesprächs zu einem Missverständnis, das zu Streit führt oder ihr drückt gegenseitig genau die Knöpfe, die den jeweils anderen zum ausrasten bringen.
Du hörst nicht richtig zu
Möglicherweise hat dir dein Kind bzw. Teenager bereits vorgeworfen, dass du nie richtig zuhörst. Vermutlich kannst du diesen Vorwurf nicht verstehen, weil du von dir selbst überzeugt bist, ein guter Zuhörer zu sein. Wahrscheinlich liegst du mit dieser Einschätzung NICHT ganz richtig.
Die häufigesten Fehler
Das sind die häufigsten Fehler, die du beim Zuhören machen kannst:
- An etwas anderes denken, während dein Kind bzw. Teenager spricht
- Überlegen, was du als nächstes sagen kannst
- Be- oder verurteilen, was dein Kind bzw. Teenager sagt
- Mit einem bestimmten Ziel zuhören
Zu 1) An etwas anderes denken, wenn dein Kind spricht
Zugegeben, manchmal quasselt der Nachwuchs so viel, dass man irgendwann abschaltet und über die Einkaufsliste nachdenkt.
Gerade im hektischen Familienalltag ist das ganz normal. Beobachte dich einmal einen Tag lang, ob deine Gedanken zu häufig abschweifen.
Versuche dir bewusst Zeit zunehmen, um deinem Kind bzw. Teenager zuzuhören. In der Regel reicht eine dicke Portion dieser Aufmerksamkeit, um auch die gesprächigste Quasseltante irgendwann glücklich anderen Tätigkeiten nachgehen zu sehen.
Es ist durchaus auch in Ordnung deinem Kind bzw. Teenager zu sagen, dass du gerade nicht gut zuhören kannst, weil du die Einkaufsliste schreiben möchtest und du in einer halben Stunde Zeit hast.
Zu 2) Überlegen, was du als nächstes sagen kannst
In Gesprächen, in denen du und dein Kind bzw. Teenager anderer Meinung seid und viel argumentiert wird, ist dieser Punkt ein sehr häufiger Fehler.
Oft hat man als Eltern alle Argumente zu dem Streitthema im Kopf und möchte sie auch unbedingt anbringen. Man wartet nur darauf, dass das Kind / der Teenager seinen Satz zu Ende gesprochen hat und dann wirft man das nächste Argument ein. Dabei hat man ganz vergessen zu hören, was der Nachwuchs gerade gesagt hat.
Ich nenne das (entschuldige den Ausdruck) „Wortkotze“. Du hast die Sätze in dir, die du unbedingt loswerden musst, egal wie unpassend sie gerade sind.
Zu 3) Be- oder verurteilen, was dein Kind bzw. Teenager sagt
„Typisch du!“ Klar, dein Kind bzw. Teenager hat das Vorurteil, was du über ihn hast, schon tausendmal bestätigt. Es ist dennoch sehr verletzten, wenn du dein Kind spüren lässt, dass du alles, was dein Kind sagt, über den inneren Vorurteils-Filter laufen lässt.
Du willst sicher keiner dieser selbstgerechten Hobbypsychologen sein, der sein eigenes Kind abgestempelt hat.
Beispielsweise hat dein Teenager bereits mehrere Male dazu tendiert sich als Opfer hinzustellen und übernahm keine Verantwortung für sein Handeln.
Wäre das das Verhalten eines Erwachsenen, wäre es völlig in Ordnung daraus seine Konsequenzen zu ziehen und das als seinen Charakterzug zu sehen. Es geht hier aber um einen Heranwachsenden, der jeden Tag neu dazulernt und sich verändert. Es ist dein Kind. Gib ihm jeden Tag eine neue Chance.
Wenn wir Kindern oder Teenagern nicht immer vorurteilsfrei gegenübertreten, dann verfestigt sich das, was wir von ihnen halten, als selbsterfüllende Prophezeiung in seinem Wesen.
Natürlich sollte man es im Hinterkopf behalten, wenn das Kind schon öfters gelogen hat, aber man darf es sich nicht anmerken lassen.
Zu 4) Mit einem bestimmten Ziel zuhören
Angenommen, dein Teenager will ein Piercing. Während der Diskussion darüber könnte es sein, dass du das Ziel hast, das nicht zu erlauben. Du hörst dann die Argumente deines Kindes mit einer ablehnenden Grundeinstellung an und das merkt dein Kind. Man sieht es im Gesicht. Kinder haben dafür ganz feine Antennen.
Auch wenn du das Piercing nicht erlauben wirst. Versuche bewusst erst einmal neutral zuzuhören und spare dir manipulative Fragen. Frage nach den Beweggründen, warum er ein Piercing will. Lass dir sein Wunschpiercing im Internet zeigen und zeige echtes Interesse. So fühlt sich dein Kind ernst genommen.
Dabei solltest du natürlich authentisch sein und auch vorher sagen, dass du die Idee spontan nicht gut findest, aber dir gerne alles zeigen lässt. Auf solch einer Grundlage kannst du dann ohne Streit und Drama deine Gegenargumente anbringen.
Interesse am Thema: Hilfe, mein Kind will ein Piercing?