Was meinst du, wer von beiden ist intelligent?
Der begabte Pianist, der aber leider keine Ahnung von Physik hat, oder der erfolgreiche Physiker, der total unmusikalisch ist?
Genau, beide!
Meine erste Tochter, Luisa, konnte schon sehr früh sprechen. Sie hat mit vier Monaten schon Mama gesagt, aber im PEKiP-Kurs, war sie mit Abstand das letzte Baby, dass ihren Kopf in der Bauchlage heben konnte. Sie lernte auch später als die anderen Laufen.
Feinmotoriker und Grobmotoriker
Die PEKiP-Leiterin erklärte damals, dass es sogenannte feinmotorische und grobmotorische Babys und Kinder gibt. Die Feinmotoriker haben mehr Interesse an Sprache und der Feinmotorik ihrer Händchen. Die Grobmotoriker dagegen interessieren sich für große Bewegungsabläufe, wie Laufen und Klettern.
Das stimmt, aber die Aufteilung der Kinder in diese zwei Gruppen ist nicht ganz exakt. Ich erkläre dir gleich warum.
Aber zuerst schauen wir uns noch meine zweite Tochter, Marie, an. Sie ist auch eine Feinmotorikerin. Marie konnte mit einen Jahr Puzzle ab 3 Jahre legen und jede Melodie „mitsingen“ und auch noch Monate später wiedergeben, aber sprach erst, als sie 2 Jahre alt wurde.
Keine Zeit? Pinne mich für später!
Beide Kinder sind intelligent
Man kann sagen, dass beide Kinder intelligent sind, aber so unterschiedlich, dass der abstrakte, allgemeine Begriff der Intelligenz, wie wir und einige Wissenschaftler ihn verwenden, nicht die Bandbreite an Varianten abbildet, wie wir sie hier sehen.
Sind das nicht einfach Meilensteile, die zu spät oder zu früh erreicht werden, oder Lernfenster, fragst du dich möglicherweise jetzt.
Ja und nein!
Schauen wir uns die beiden Begriffe genauer an.
Meilensteine für das Durchschnittskind
Meilensteine definieren Fähigkeiten, die ein Kind ab einem bestimmten Alter erreicht haben könnte oder sollte.
Meilensteine wurden allerdings für ein „durchschnittliches“ Kind definiert. Und das durchschnittliche Kind existiert nicht.
Und wenn es existieren würde, wäre es nicht (umgangssprachlich gesehen) intelligent. Denn jemand, der alles nur durchschnittlich kann, ist nirgends besonders gut, keine Fähigkeit sticht heraus.
Diese Meilensteine sind für uns Mütter manchmal ganz schön entmutigend, wenn das eigene Kind noch nicht so weit ist.
Aber es ist normal, dass jedes Kind in einem oder mehreren Bereichen weiter ist als in den anderen.
Also kannst du mit Meilensteinen einen Standard definieren, aber nicht ob dein Kind intelligent ist, oder nicht.
Lernfenster bestimmen nicht die Intelligenz
Und was ist mit den Lernfenstern?
Lernfenster, sind Zeitfenster, in denen dein Kind etwas besonders schnell lernt, weil es sich dafür interessiert.
Die Lernfenster bestimmen aber nicht, in welchem Bereich dein Kind intelligent ist, also in welchem Bereich es hervorsticht.
Es ist anders herum.
Der Bereich, in dem dein Kind begabt ist, wirkt sich auf die Reihenfolge der Lernfenster aus.
Gardners Konzept der 8 Intelligenzen
Ein viel besseres Konzept, um die Intelligenz zu verstehen, entwickelte Professor Dr. Howard Gardner der Harvard University.
Er sah, dass unser Begriff der Intelligenz viel zu eingeschränkt ist und schlug daher vor, dass Intelligenz in acht verschiedenen Formen erkennbar ist.
Das Konzept der acht Formen der Intelligenz ist sehr viel treffender als das der Meilensteine, wenn es darum geht, den Stand deines Kindes einzuschätzen.
Das Konzept der Meilensteine lenkt schnell den Blick auf das, was dein Kind NICHT kann. Das Konzept der acht Intelligenzen hilft dagegen, all die verschiedenen Stärken unserer Kinder zu erkennen und zu feiern.
Intelligenzen zuordnen und fördern
Anstatt sich Gedanken darüber zu machen, was dein Kind nicht kann, ist es wichtig sich vor Augen zu führen, wie unglaublich schlau dein Kind auf seine eigene Art ist.
Wenn du weißt, in welche Form der Intelligenz bei deinem Kind besonders ausgeprägt ist, kannst du sein Talent weiter fördern und zum Erblühen bringen.
Dein Kind wird sich von dir geschätzt und gesehen fühlen und bekommt das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, seine Begabung für etwas Wunderbares einzusetzen.
Alle Kinder haben Stärken und sind auf unterschiedliche Weise intelligent.
Dennoch hat jedes Kind auch Schwächen, bei denen es Unterstützung braucht, aber es ist viel einfacher, Fähigkeiten aufzubauen, wenn Stärken gestärkt wurden.
Die 8 Formen den Intelligenz
Also, was sind die acht Intelligenzen und welche hat dein Kind?
1. Sprachliche und verbale Intelligenz (gut mit Worten)
Diese Kinder beginnen schon sehr früh zu Sprechen und experimentieren mit Sprache, indem sie Lieder und Geschichten erfinden und ständig vor sich herplappern. Sie lernen früh das Lesen und lieben es, wenn man ihnen Geschichten vorliest.
2. Logische Intelligenz (gut in Mathe und Lösung von logischen Problemen)
Diese Kinder lieben Rätsel und puzzeln schon früh. Sie lieben das Zusammensetzen riesiger Blockstrukturen und versuchen herauszufinden, wie kleine Elektrogeräte funktionieren. Sie bauen alles auseinander und versuchen es dann wieder zusammenzusetzen.
3. Räumliche Intelligenz (gut mit Bildern)
Diese Kinder lieben es zu zeichnen und erkennen beim Spaziergang oder auf der Autofahrt, dass sie schon einmal an dieser Stelle waren. Sie schauen sich gerne Bilderbücher und Fotos an und können Bilder noch Jahre später genau beschreiben oder wiedererkennen.
4. Körper- und Bewegungsintelligenz (gut in Sport und Bewegung)
Diese Kinder können sehr früh Laufen und Fahrradfahren. Sie klettern auf alles und lieben die riskantesten Geräte auf dem Spielplatz. Ihr Gleichgewicht ist außergewöhnlich und sie interessieren sich sehr für Sport und Sportgeräte.
5. Musikalische Intelligenz (gut in Musik und Rhythmus)
Diese Kinder bitten schon früh wiederholt um Kinderlieder. Sie lieben es Lieder zu hören und zu singen. Spielzeug oder Töpfe werden zu Musikinstrumenten. Sie erinnern sich noch Monate später an jede Melodie, die sie gehört haben und singen und summen sie vor sich hin.
6. Zwischenmenschliche Intelligenz (gut mit Menschen und Kommunikation)
Diese Kinder sind unglaublich empathisch. Sie sind sehr charmant sowie fürsorglich und sehen mit einem Blick, wie es einem Menschen geht. Besonders sorgen sie sich um andere Kinder und Tiere. Diese Kinder können einfach gut mit Menschen umgehen. Sie sind kontaktfreudig, können gut auf Fremde zugehen und sich mit ihnen unterhalten. Sie lieben den Kindergarten und die Schule, weil sie so gerne mit ihren Freunden spielen.
7. Intrapersonale Intelligenz (Selbstintelligenz)
Diese Kinder wirken introvertiert, weil sie viel Zeit damit verbringen, über ihre eigenen Gefühle nachzudenken und tiefgründigen Gedanken nachzugehen. Sie analysieren, warum sie ein Gefühl, wie Trauer, Wut oder Glück empfinden.
8. Naturalistische Intelligenz (Natur smart)
Diese Kinder wollen alles über die Natur und Tiere wissen. Sie können stundenlang Käfer beobachten und aus dem Fenster sehen, wenn sie einmal nicht raus gehen können. Sie halten sich am liebsten im Freien auf. Sie kümmern sich um Pflanzen und haben definitiv einen „grünen Daumen“.