„Ich mache das nicht mehr!“, sage ich zu meiner Freundin im Freibad, als wir neben dem Wasserspielplatz stehen und unsere beiden zweijährigen Mädchen beobachten.
Ich erzähle ihr von gestern. Gestern war ich mit meinem Mann auch hier und als ich Luisa anziehen wollte, spielte sich ein riesiges Drama ab. Wir waren mehr als zehn Minuten der Mittelpunkt des Freibades.
Irgendetwas war über Luisas Body gelaufen. Er war nass und roch komisch. Also wollte ich ihr ihr Kleid anziehen, was ich noch dabei hatte. Oh, diese Rechnung hatte ich ohne den Wirt gemacht.
Luisa bekam erst einen Schreianfall und dann einen Wutanfall. Ich versuchte ihr zu zeigen, dass der Body nass und stinkig war, aber egal, was ich auch versuchte, der Wutanfall wurde schlimmer und schlimmer.
Der eigene Wille der kInder ist eine Geduldsprobe für Eltern
Wir setzten sie dann unter wildem Gestrampel in den Kinderwage und verließen das Freibad mit tausend Augen auf uns gerichtet.
Auch draußen besserte sich die Situation natürlich nicht. Ich kenne Luisas Wutanfälle. Sie hat unendlich viel Ausdauer.
Ich weiß aus meiner Arbeit mit Kinder, dass Machtkämpfe normal sind, aber man als Lehrer keinen einzigen verlieren darf, sonst sieht es in Zukunft mit der Autorität schlecht aus.
Wie immer blieb ich in so einer Situation zwar äußerlich ruhig, aber als mein Mann genervt sagte: „Dann zieh´ ihr doch den nassen Body an!“, wurde mir schlagartig etwas klar:
Ich kämpfe ab jetzt nur noch die Kämpfe, wofür es sich auch lohnt zu kämpfen.
Die kleinen Kämpfe um Outfitfragen kann man mit einer Zweijährigen nur verlieren. Und was ist dann mit meiner Autorität, wenn meine Tochter weiß, dass ich schon so kleine Kämpfe verliere?
Es gibt gewisse Grenzen und Regeln, über die nicht diskutiert wird, aber alles andere ist leider nur eine große Kraftverschwendung.
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Welche Regeln sind wirklich wichtig?
Wir Eltern müssen uns darüber bewusst werde, was wirklich wichtige Regeln sind. Meine Tochter darf beispielsweise anziehen, was sie will (dem Wetter angemessen natürlich), aber kein Spülmittel trinken. Das ist jetzt ein heftiger Vergleich, aber so weiß ich, dass meine Leser mich auch richtig verstehen.
Welcher Kampf lohnt sich wirklich? Welche Regeln sind nicht diskutabel?
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Vernünftige Kompromisse finden
Gehen wir mal gedanklich zu etwas älteren Kindern. Ist der Streitpunkt zwischen dir und deinem Kind etwa das unordentliche Zimmer? Statt zu streiten und zu schreien, sprecht vernünftig miteinander. Sag deinem Kind, dass du mit den Kleidern auf dem Boden oder dem Chaos auf dem Schreibtisch leben kannst, aber nicht mit Essensresten. Stell dir mal vor, wie viel weniger Streit das bringt, wie viele Nerven geschont werden und wie viel Zeit das spart.
Mache dir bewusst, dass auch dein Kind ein Individuum ist, das selbstbestimmt entscheiden möchte. Es wird mehr Effekt haben, wenn du ihm Ordnung vorlebst statt ihm einzureden.
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Zuhören statt anschreien
Sagen wir mal dein Sohn will keine Hausaufgaben. Ihr streit euch wie üblich und nach ungefähr zweistündiger Diskussion werden die Hausaufgaben mehr schlecht als recht gemacht. Du willst unbedingt, dass er seine Hausaufgaben erledigt, damit ihr noch etwas vom Tag habt. ER hört aber nicht und stellt sich stur. Kommt dir das bekannt vor?
Versuche mal einen anderen Weg. Frage: „Hilf mir, zu verstehen, warum du ungern Hausaufgaben machst.“ Höre aktiv zu. Falle ihm nicht ins Wort und versuche sein Problem wirklich zu verstehen, ohne es als Quatsch abzutun.
Mit diesen drei Wegen kannst du es schaffen viel geduldiger mit deinem Kind zu werden. Ihr werdet euch besser verstehen und nicht mehr so oft streiten.