Ich weiß, was du von diesem Post erwartest.
Du möchtest von mir ein paar Tipps und Ideen, wie du die Frustrationstoleranz deines Kindes spielerisch stärken kannst.
Nun, lass uns das hier etwas anders angehen.
Ich schreibe dir einige Fragen auf.
Du wirst dadurch automatisch wissen, was du tun kannst.
Du schaust ungläubig!
Vertraust du mir?
Bevor wir beginnen ein kleiner Hinweis:
Verletzungen, geringe kognitive Fähigkeiten und psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände können die Frustrationstoleranz einer Person verringern. Studien haben herausgefunden, dass Personen mit ADHS tendenziell auch eine geringere Frustrationstoleranz haben.
Wenn du Fragen und Sorgen zu diesem Thema hast, bin ich leider nicht die richtige Ansprechpartnerin. Es gibt dazu z.B. einige Accounts auf Instagram, auf denen du dich etwas einlesen kannst. Die fachliche Abklärung und Unterstützung aller Art ersetzt das aber nicht. Das weißt du ja.
Identifiziere die Trigger
Beobachte dein Kind. Was genau bringt dein Kind dazu aufzugeben oder etwas zu vermeiden?
- Ist es ein großer Berg an Aufgaben?
- Eine neue, unbekannte Aufgabe?
- Etwas mit erhöhter Schwierigkeit?
- Hatte es zu wenig Schlaf?
- Hat es zu wenig gegessen oder getrunken?
- Ist es gestresst? (Stress in jeglicher Form, bspw. volles Geräuschkonto, zu viele Sinneseindrücke, ungewohnte Abläufe oder Umgebung etc.)
- Wie lange hat dein Kind an dieser Aufgabe schon gearbeitet?
- Hat es sich vorher schon eine lange Zeit auf eine ähnliche Aufgabe konzentrieren müssen?
- Gibt es Beobachter, vor denen es „sein Gesicht wahren muss“?
- Steht es bei dieser Aufgabe bewusst im direkten Vergleich mit einem anderen Kind (Geschwister, Freunde)?
- Hat es ein interessanteres Projekt im Kopf?
- Ist die Aufgabe nicht in seinem Lernfenster?
Identifiziere die negativen Glaubenssätze deines Kindes
Wenn dein Kind das nächste Mal dabei ist, aufzugeben oder nicht anzufangen, dann kannst du ganz behutsam fragen, was es gerade denkt und wie es sich fühlt.
(Sei sehr vorsichtig, so dass dein Kind sich nicht verurteilt fühlt, sonst macht es sofort „dicht“! )
Sagt es dir
- „Ich bin zu dumm für Mathe“,
- „Ich will jetzt lieber draußen spielen“,
- „Ich kann den Satz nicht schreiben, wenn ich Durst habe“ oder
- „Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll“ ?
Versuche, dass es dir 2-3 Sachen sagt, die in seinem Kopf vor sich gehen.
Identifiziere die fehlenden Fähigkeiten
- Hast du bewusst mit deinem Kind über das „Verlieren können“ gesprochen und es im Rollenspiel geübt?
- Sieht dein Kind Fehler mit dankbarem Blick als hilfreiche Lehrer?
- Weiß dein Kind, dass Perfektionismus behindert und schädlich ist?
- Ist sein individueller Charakter ein Teil der Ursache? Ist es beispielsweise ungeduldig, temperamentvoll oder schüchtern?
- Hast du mit ihm schon Techniken besprochen und entwickelt, mit denen es seine natürlichen, individuellen Charaktereigenschaften richtig nutzen kann?
(Ich meine nicht das Unterdrücken einer Eigenschaft, sondern das Nutzen der Charaktereigenschaft!)
- Die (umgangssprachliche) Schüchternheit hat die wunderbare Superkraft des zurückhaltenden Beobachtens.
- Die (oberflächlich betrachtete) Ungeduld hat die beneidenswerte Superkraft der Geschwindigkeit
Vielleicht interessiert dich auch...
- Hast du deinem Kind passend zu seinen Charaktereigenschaften, die ein Teil seiner geringen Frustrationstoleranz sind, schon ausgleichende „Werkzeuge“ mitgegeben? (Meditation, Stressbälle, Mutsätze etc.)
- Hat dein Kind alle Fähigkeiten, um diese Aufgabe zu schaffen? (Beispiel Fahrradfahren lernen. Kann dein Kind das Gleichgewicht genügend halten?)
- Besitzt es genügend Problemlösekompetenzen? (Dafür brauchen wir unbedingt eine neue
Themenwoche!)
- Hat es ausreichend Kommunikationsfähigkeiten? Kann es vielleicht nicht richtig ausdrücken, was das bzw. sein Problem ist?
- Hat es Schwierigkeiten mit der Aufgabenstellung?