"Hilfe, mein Kind ist 3 Jahre alt und
kann noch keinen Kreis malen!"
Wenn du ein Kind hast, sagt dir sicher der Begriff „Meilensteine“ etwas.
Meilensteine stellen wichtige Ereignisse in der Entwicklung von Kindern da. Fähigkeiten werden bestimmten Altersangaben zugeordnet.
Dies sind Fähigkeiten, die Kinder durchschnittlich in einem bestimmten Alter erreichen.
Ist dir das Wort „durchschnittlich“ im oberen Satz aufgefallen?
Kein Kind passt in diese Meilenstein-Angaben richtig rein.
Manche sind schneller und andere sind gerade mit etwas anderem beschäftigt.
Daher liebe ich stattdessen meinen Begriff „Lernfenster“.
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Lernfenster sind Zeitabschnitte, in denen sich dein Kind für ein Lernthema besonders interessiert, z.B. Malen. Erfahre hier, wie Malen kleine Kinder richtig schlau macht.
Die Lernfenster teile ich in Lernstufen ein. Sie gelten altersunabhängig. Entwicklungsstufen auch, aber sie umfassen viel größere Zeitabschnitte als Lernstufen.
Ein 2-jähriger und ein 4-jähriger können theoretisch auf der gleichen Entwicklungsstufe im Lernfenster Malen stehen.
Das liegt daran, dass sich der 2-jährige schon früh für Malen begeistert hat. Der 4-jährige dagegen hat seine Zeit mit anderen wichtigen Lernfenstern verbracht. Sein Lernfenster zum Malen öffnete sich erst jetzt.
(Falls dein Bauchgefühl allerdings sagt, dass dein Kind sehr auffällig das Malen verweigert oder malen möchte, aber einfach nicht weiterkommt, dann suche bitte eine Ergotherapeutin auf. Eltern haben meistens ein sehr gutes Bauchgefühl und kennen ihr Kind gut.)
Schauen wir uns an, auf welcher Entwicklungsstufe dein Kind momentan steht.
Achtung: Die Entwicklungsstufen sind hier sehr grob beschrieben und können sich über mehrere Monate ziehen und sogar ineinander verlaufen.
1. Stufe: Zufälliges Kritzeln
In dieser Stufe geht es dem Kind nur um das Erforschen und die Entwicklung der motorischen Koordination. Der Stift oder die Fingerfarbe hinterlässt bei Druck auf Papier oder einem anderen Untergrund Farbe. Das ist interessant. Die Linien, die entstehen, haben keine tiefere Bedeutung.
2. Stufe: Kontrolliertes Kritzeln
Spontane kreisförmige Formen oder Kritzeleien, für die der Stift hin- und her bewegt wird, sind in dieser Stufe typisch. In den Zeichnungen kann man auch Formen finden, die den Buchstaben T und V ähneln.
Das Kind versucht den Stift zu kontrollieren.
3. Stufe: Formen
In dieser Stufe sind Formen wie Kreise, Vierecke, Kreuze und Punkte deutlich erkennbar und werden immer wieder „geübt“. Sonnen und Regenbögen sind in dieser Stufe auch zu beobachten.
4. Stufe: Kopffüßler
Die ersten Personen entstehen auf den Kinderzeichnungen. Es sind oft zuerst Köpfe mit Beinen direkt unter dem Kopf.
5. Stufe: Muster und Menschen
Die Menschen werden immer detaillierter dargestellt und erste Muster entstehen. Menschen bekommen einen ganzen Körper sowie Finger – wenn auch nicht immer in der richtigen Anzahl.
Im Hintergrund des Bildes findet man öfters Bäume, Häuser und den Himmel.
6. Stufe: Fantasie und Realität
Das Kind kann sich durch seine Bilder bewusst und geplant ausdrücken. Es malt ganze Geschichten in sein Bild und erzählt diese auch.