Aktives Zuhören ist ein großer Baustein für eine gute Beziehung zu deinem Kind oder Teenager. Wenn die Kommunikation mit deinem Kind schwierig und problematisch ist, dann ist dieser Beitrag zum Aktiven Zuhören genau der richtige für dich und deine Familie:
Aktives Zuhören
Manche Menschen hinterlassen in unserem Leben einen tiefen Eindruck. Es sind Menschen, die uns auf die eine oder andere Art wachsen ließen, unseren Blick auf die Welt veränderten oder uns etwas lehrten, was so bedeutend für unser Leben ist, dass sie für immer in unserer Erinnerung bleiben.
Ein Beispiel für Aktives Zuhören
Marie-Luise ist eine dieser Personen in meinem Leben. Bevor ich Kinder hatte ging ich einige Zeit in ihren Bibelkreis. Marie-Luise hat selbst drei Kinder und sie hat immer noch meinen tiefsten Respekt, dass sie trotz der Kinder und einem Onlinebusiness wöchentlich einen Bibelkreis veranstaltete.
Jeder hätte Verständnis gehabt, wäre sie gestresst oder unaufmerksam gewesen. Aber das war sie nicht in diesem Moment, in dem sie mir etwas Wichtiges beibrachte.
Aktives Zuhören: Ein wichtiges Merkmal
Eines Tages, es war kein besonderer Tag, lehrte sie mir eine der wichtigsten Lektionen in meinem Leben, womöglich ohne es selbst zu wissen. Es geschah beinahe ganz nebenbei.
Ich erzählte ihr etwas, das mir sehr wichtig war. Und sie sah mir dabei die ganze Zeit direkt in die Augen. Mehr nicht. Sie hörte einfach nur zu und sah mich an.
Aber es war mehr als nur bloßer Blickkontakt, sondern sie sah mich diese halbe Minute, in der ich ihr meine Gedanken erzählte, so intensiv an, dass ich von wahrem Interesse ausgehen konnte.
Ich war irritiert. Was ich in ihren Augen sah, war echtes und ungeteiltes Interesse. Ich hatte für diese wenigen Sekunden ihre volle Aufmerksamkeit.
Ich dachte, wow, da gibt es jemanden, den es wirklich, wirklich interessiert, was ich sage. Jemand der richtig, richtig zuhört. Es war wie eine emotionale Umarmung. Ich fühlte mich sofort etwas wertvoller und geschätzter. Was für ein wundervolles Gefühl!
Es war nicht so, als dass sich noch nie jemand für das interessiert hätte, was ich sage, aber das war anders.
Ohne Aktives Zuhören keine stabile Beziehung
Sonst ist es doch meistens so, dass das Gegenüber ab und zu den Augenkontakt unterbricht und im Raum umherschaut oder kurz abgelenkt ist.
Oft erlebt man es auch, dass der Gesprächspartner noch in Gedanken überlegt, was er erwidern könnte. Das sieht man im Gesicht. So etwas frustriert mich seitdem immer.
Es hat mich vorher nie bewusst gestört oder war mir aufgefallen, wie wenig echtes Interesse wir von Mitmenschen geschenkt bekommen.
Seit diesem Tag aber lernte ich echte Aufmerksamkeit und wahres Interesse kennen und wollte dieses schöne Gefühl nicht mehr missen. Ich wollte sehr gerne mehr Zeit mit ihr verbringen, denn Interesse erzeugt Gegeninteresse.
Aktives Zuhören lernen
Ich dachte einige Tage über diese wichtige Lektion nach und mir wurde klar, dass ich meinen Mitmenschen genauso zuhören sollte, wie Marie-Luise mir zuhörte.
Ich versuchte es zuerst in meiner fünften Klasse. Normalerweise kommen vor Stundenbeginn einige Fünftklässler vorne ans Pult und erzählen mir von ihren Erlebnissen.
Meistens hat mich das nie so richtig gefesselt und ich war auch eigentlich damit beschäftig meine Materialien aus der Tasche zu holen. Blickkontakte gab es dabei nur kurz.
Aktives Zuhören trainieren
Aber dieses Mal wollte ich es anders machen. An diesem Tag, ich legte gerade meine Unterlagen zurecht, kam ein Junge zu mir und wollte mir ganz begeistert etwas erzählen.
Ich ließ meine Unterlagen liegen und drehte mich mit dem ganzen Körper zu ihm, beugte mich auf seine Augenhöhe ohne ihm zu nahe zu sein und sah ihn direkt an.
Ich sah ihn nicht einfach nur an, sondern bündelte meine ganze Aufmerksamkeit in unseren Blickkontakt für diese wertvollen fünfzehn Sekunden.
Damit hatte ich einen „Fan“ für ein ganzes Schuljahr gewonnen. Ich bekam von ihm im Laufe der nächsten Tage noch sehr viel mehr aus seinem Leben erzählt. Er passte mich auch in den Pausen ab, um mit mir zu sprechen.
Ab dieser Zeit war der intensive Blickkontakt ein wichtiger Teil in meinem Berufsleben und immer mehr auch im Privaten.
Kein Multitasking beim Aktiven Zuhören
Interesse ist ein Grundbaustein jeder Beziehung. Vor allem gegenüber unseren Kindern schaffen wir es nur sehr selten intensiv zuzuhören.
Egal wie banal und nichtig uns die Geschichten, die unsere Kinder uns erzählen, vorkommen. Multitasking beim Zuhören oder sogar Desinteresse können der Beziehung zwischen Eltern und Kindern sehr schaden.
Meistens ist das, was uns Wichtiges erzählt wird doch nur ein paar Sekunden lang. Wäre es nicht möglich für diese wenigen Augenblicke alles stehen und liegen zu lassen, um deinem Kind direkt in die Augen zu blicken?
Dieser intensive Blickkontakt sagt dem Kind: Ich sehe dich! Ich höre dich! Ich interessiere mich für dich und für das, was du sagst! Du bist mir wichtig!
Das funktioniert übrigens auch überraschend gut in der Partnerschaft.