Dein Kind sitzt gedankenversunken vor einem Buch, einem Spielzeug oder einem anderen Gegenstand.
Du siehst förmlich, dass es jedes Detail in sich hineinsaugt. Später am Tag hat es tausend Fragen dazu und will alles darüber wissen.
Wie kommt das?
Pin mich
1. Die „sensible Phase“
Was du hier beobachtest ist nach Montessori eine sogenannte „sensible Phase“. Das ist eine Zeitspanne, in der dein Kind besonders bereit und empfänglich für ein bestimmtes Lernthema ist.
Ich persönlich finde den Begriff „sensible Phase“, der ursprünglich aus der Biologie stammt, nicht ganz passend.
Ich habe dazu den, wie ich finde passenderen Begriff „Lernfenster“ geprägt, der erfreulicherweise mittlerweile von vielen wie ein etablierter Fachbegriff genutzt wird. (Da bin ich schon ein bisschen stolz.)
Mit Lernfenstern meine ich Zeitfenster, in denen dein Kind zu einem Thema besonders schnell, effektiv und eigenmotiviert lernt.
Was bedeutet das genau?
Dein Kind interessiert sich beispielsweise plötzlich ohne Vorankündigung für Buchstaben. Es fragt dich dazu immerzu, es findet sie überall in eurem Alltag und will auch gerne einen Buchstaben schreiben.
Wann sich so ein Lernfenster öffnet und wie lange es offenbleibt, ist nicht vorhersehbar. Das ist bei jedem Kind verschieden.
Auch die Reihenfolge der Lernfenster zu den jeweiligen Lernthemen sind scheinbar willkürlich.
Vergessen darf man nicht, dass manche Lernfenster auch nur aufgehen können, wenn sie durch die Umwelt stimuliert werden. Ein Kind, dass nie etwas von Dinosauriern gehört hat, wir auch dafür kein Lernfenster öffnen können.
Scheinbar! (Das, was ich jetzt schreibe ist nur eine Theorie von mir.)
Möglicherweise sind die Reihenfolge und Länge der Lernfenster bei jedem Kind vorher schon teilweise angelegt. Die Talente, Gaben und Interessensgebiete, die jeder Mensch seit Geburt mitbekommt, könnten die Reihenfolge der Lernfenster bestimmen.
Vergessen darf man nicht, dass manche Lernfenster auch nur aufgehen können, wenn sie durch die Umwelt stimuliert werden. Ein Kind, dass nie etwas von Dinosauriern gehört hat, wir auch dafür kein Lernfenster öffnen können.
Wenn du mehr über Lernfenster erfahren möchtest, lies hier weiter:
2. Der „absorbierende Geist“
Montessori prägte auch den Begriff des absorbierenden Geistes.
Zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr haben Kinder eine ganz besondere Lernfähigkeit, mit der sie sehr viel leichter und schneller als wir Erwachsene lernen können. (Der Spracherwerb fällt z.B. in diese Zeitspanne.)
Möglicherweise kommt dir gerade der Gedanke: Aber die Schule beginnt ja erst mit 6 Jahren!
Vielleicht kannst du jetzt mein Bemühen, für den frühen akademischen Wissenserwerb noch vor der Einschulung etwas besser nachvollziehen.
Bei meinen Methoden lernt dein Kind innerhalb seiner Lernfenster so, wie das Gehirn am liebsten lernt: mit Geschichten, Bildern und Spielen.
– Also ohne Schreibtisch und Druck, falls du gerade daran gedacht hast.
3. Das „freie Spiel“
Und was ist mit dem freien Spiel? Sollten Kinder nicht nur spielen statt zu lernen?
(Meine Meinung dazu deckt sich mit Maria Montessori.)
Nun, das freie Spiel ist nichts weiter als lernen. Es ist natürliches Lernen, wie es uns als Menschen leichtfällt. Damit sind wir geboren – mehr noch: Wir sind mit einem starken Verlangen das natürliche Lernen auszuüben auf die Welt gekommen.
Wir können gar nicht anders, als ständig auf natürliche Weise zu lernen.
Das Lernen in einem Klassenzimmer, an Tischen und mit Monologen eines Lehrers ist kein „natürliches Lernen“ in diesem Sinne. Wenn ein kleines Kind mit Bauklötzen einen Turm baut, dann ist das „natürliches Lernen“ der Statik und der Schwerkraft.